In Ihrem Buch “Kalte Kernreaktion“ schreiben Sie das die Erklärung der Kalten Fusion ein fast unmögliches Unterfangen ist, weil die Zusammenhänge kompliziert sind. Könnten Sie unseren Lesern dennoch ein einfaches Bild der Energiegewinnung mit der Kalten Fusion geben?
Wir haben uns an chemische Energiegewinnung gewöhnt, die besagt, dass man aus einer Gerätschaft nie mehr Energie gewinnen kann, als man ihm zuvor zugeführt hat. Das manifestiert sich auch in dem sog. „Energieerhaltungssatz“. Kernreaktionen dagegen sind Physik, nicht Chemie. Und in der Physik ist es so, dass Masse und Energie zwei Seiten derselben Medaille sind. Man kann also Masse in Energie verwandeln und auch Energie in Masse. Dabei wird die Masse in Form der sog. Bindungsenergie mit der Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat multipliziert. Am Ende bedeutet das, wenn man über 1 kg. Bindungsenergie verfügt, denn hat man ausreichend Energie um 9 Kubikkilometer Wasser um einen Meter anzuheben. Dieser riesige Energiegewinn ist schwer zu erklären, aber leicht zu beweisen. Denken Sie z. B. an Flugzeugträger, die ihren Begleitschiffen mit 55 km/h davonfahren, ganz ohne irgendwann tanken zu müssen. Noch weniger willkommene Beweise sind Hiroshima und Nagasaki, Atomkraftwerke, Atom-Uboote und dergleichen mehr.
Für den Laien klingt „Kernfusion“ gefährlich, man hat das Bild von Radioaktivität im Kopf. Worin Unterscheidet sich die kalte von der heißen Kernreaktion diesbezüglich?
Die oben genannten Beispiele beziehen sich auf die Kernspaltung. Die Kernspaltung, die wir allgemein Atomenergie nennen, erzeugt neben riesiger Energie radioaktive Abfälle und birgt das ständige Risiko eines Atomunfalls mit unabsehbaren Folgen.
Bei der Kernfusion ist das ganz anders: Während bei der Kernspaltung ein „großes“ Atom, wie Uran, gespalten wird, werden bei der Kernfusion zwei Wasserstoffatome zu einem Heliumatom vereint. Dabei wird die o.g. Bindungsenergie frei. Die so gewonnene Energie ist strahlungsfrei, abfallfrei, konkurrenzlos billig, benötigt nur winzige Mengen reichlich vorhandener Rohstoffe und hat keinen Landschaftsverbrauch.
Wie Fortgeschritten ist die weltweite Forschung, gibt es konkrete Patente die auf eine Vermarktung schließen lassen?
Es gibt eine ganze Reihe erteilter Patente, teilweise schon seit Jahren. Z. B.: Airbus, die NASA, die US-Navy, die Leonardo Corporation, Brilliant-Light-Power und verschieden andere, u. a. in Japan, China usw.
Bei US-Navy kann man sogar eine Lizenz erwerben, um an dem Patent teilzuhaben.
Am dichtesten am Markt sind die Leonardo Corporation, Brilliant-Light-Power und die Firma Clean Planet in Japan. Die Leonardo Corp. nimmt neuerdings Vorbestellungen an, die Firma Brilliant-Light-Power ist bereits in einen der größten amerikanischen Energiekonzerne integriert und an der Firma Clean-Planet hat sich ein Hersteller von Heizkesseln beteiligt.
Deutschland gilt als rohstoffarmes Land gerade mit Blick auf die Energieerzeugung.
Wie weit ist der Stand der deutschen Forschung/Vermarktung zu diesem Thema?
An Deutschland ist diese Entwicklung leider komplett vorbeigegangen. Hier konzentriert man sich auf die sog. „heiße“ Kernfusion. Dies ist eine Großtechnologie, an der weltweit seit nunmehr 70 Jahren geforscht wird, ohne je ein Watt nutzbarer Energie erzeugt zu haben. Zum Glück hat die EU vor rund eineinhalb Jahren zwei eigene Programme zur Erforschung der „Kalten Fusion“ aufgelegt, an denen auch jeweils eine deutsche Universität beteiligt ist, allerdings nicht als Projektleiter.
Sie sprechen in Ihrem Buch von Versäumnissen von Wissenschaft und Politik in Deutschland bezogen auf die Kalte Fusion.
Wissenschaft und Politik haben in dieser Frage ein großes Beharrungsvermögen. Die Kalte Fusion ist schon deswegen nicht besonders willkommen, weil sie nicht Ergebnis der Grundlagenforschung ist, sondern des uralten Prinzips von „Versuch und Irrtum“, also ein Zufallsfund. Diese Tatsache verstößt gegen den Anspruch der Grundlagenforschung, möglichst alleiniger Quell von Innovationen zu sein. Das ist aber falsch: Erfindungen ergeben sich in der Regel an der „Rändern“ der Forschungsprojekte und manchmal eben auch außerhalb. Ist es deshalb ehrenrührig sich erst nachträglich um die dahinterstehende Theorie zu kümmern? Im Vordergrund steht doch schließlich der Nutzen.
Was kann der einzelne Bürger Ihrer Meinung nach tun um das Thema in der öffentlichen Diskussion und vermehrt in die Politik zu bringen?
Als einzige Energieform benötigt die Kalte Fusion weder Kraftwerke noch Überlandleitungen. Die „Kleinheit“ der Geräte ist nahezu unbegrenzt und reicht von etwa Gefrierschrank-großen Geräten bis hin zu Reaktoren, die so klein sind, dass sie in elektronische Bauteile integriert werden können. Ein Patent dazu ist im vergangenen Jahr in den USA erteilt worden.
Ohne zentrale Kraftwerke und Leitungen kann man am Strom nichts mehr verdienen. Und deswegen hat die Kalte Fusion praktisch keine schlagkräftige Lobby. Die Verbraucher müssen sich selber helfen, durch die Information ihrer parlamentarischen Vertreter, Verbände Gewerkschaften usw. Hiermit hat der Verbraucher eine Chance, die er zuvor nie hatte!
Recht herzlichen Dank für das Interview.
Für weitere tiefergehende Informationen möchten wir auf folgende Publikation hinweisen:
Willi Meinders:
Kalte Kernreaktion
Die sauberste und billigste Energie steht bereit
Erschienen im Novum Verlag.